Die Bezirksbibliotheken begannen im Januar 1953 ihre Tätigkeit, da sie aber meist kein Gebäude hatten geschah dies in den Klubräumen der aufgelösten Lesekreise und -vereine. In Bonyhád/Bonnhard fand die Kultur für 15 Jahre in einem Geschäftsraum (angemietet von einem jüdischen Händler) Platz. Der Besitzer des einstöckigen Hotels im Gemeindezentrum (heute Szabadság tér) fiel dem Holocaust zu Opfer, so wurde das Gebäude Eigentum der Gemeinde. Darin bekam die Bezirksbibliothek drei kleine Zimmer. Doch zwei Jahre später musste man die Bibliothekräume dem staatlichen Restaurant und Hotel Béke (Béke Étterem és Szálloda), das gerade eröffnet werden sollte), übergeben.
Um 1800 ließ Baron Wimmersberger auf dem Hauptplatz (Fő tér) das einstöckige Herrenhaus erbauen, das von der Großgemeinde Bonyhád/Bonnhard 1905 für die Zwecke eines „Gemeindehauses“ gekauft wurde. Im ersten Stock hatte der Hauptnotar seine Kanzlei, im Erdgeschoss konnte man Geschäfträume pachten. Im nördlichen Teil (heute Hungária Versicherungsgesellschaft) hatte sich Schnittwarenhändler Arthur Hesser Laden und Magazin gemietet. Die Familie Hesser ist durch die Deportierung der Juden ausgestorben. Ende 1954 wurde die Bezirksbibliothek in die leer stehenden Räume der Schnittwarenhandlung übersiedelt.
In den Dörfern des Bezirkes wurden sog. Depositenbibliotheken gegründet. Dem Beispiel der Dörfer Tevel/Tewel, Zomba/Sumpa, Nagymányok/Großmanok und Lengyel/Ländl folgend wurden auch in den anderen Dörfern Filialbibliotheken geöffnet. Diese waren keine selbstständigen Einrichtungen, die 50-100 Bände kamen aus Bonyhád/Bonnhard. Diese „Auswahl“ wurde vierteljährlich getauscht, d.h. in die nächste Filiale geliefert.
1959 wurde das zentrale Versorgungs- und Lenkungssystem eingestellt. Die Depositen- oder Filialbibliotheken wurden allmählich selbstständig, für den Betrieb mussten die Räte (auf Komitats-, Bezirks- oder Gemeindeebene) sorgen. In den 32 Gemeinden des Bezirkes Bonyhád wurden die Dorfbibliotheken unter relativ guten, entsprechenden Umständen untergebracht. Die erstrangige Aufgabe dieser Einrichtungen war die „Sozialisierung“ des Bauerntums, das zur Großbetriebswirtschaft umkehrte. Mit der Leitung der öffentlichen Gemeindebibliotheken wurden Personen mit entsprechendem Schulabschluss beauftragt.
Nachdem die Gemeindebibliotheken zu selbstständigen Institutionen der Räte geworden waren, änderte sich auch die Rolle der Bibliothek in Bonyhád/Bonnhard. Über den Leserdienst vor Ort hinaus musste auch das Netz auf dem Lande gefördert werden. Den Dorfbibliothekaren mussten administrative Aufgaben beigebracht werden, man musste ihnen zeigen, wie Bücher bestellt und Inventar gemacht werden.
Die vervielfältigte Publikation „A bonyhádi járási könyvtár híradója“ (Nachrichten der Bezirksbibliothek Bonyhád) diente der Zusammenarbeit, der fachlichen Entwicklung sowie der Vertiefung der Kontakte. Das Blatt versorgte in den Übergangsjahren die Kollegen auf dem Lande mit Ratschlägen.
Die Mitarbeiter der Bezirksbibliothek in Bonyhád (A bonyhádi Járási Könyvtár) setzten sich dafür ein, dass sich das Lesen immer mehr verbreitet. Der Bücherbestand wurde um 15.000 Bände erweitert, der Anteil von klassischen und Jugendwerken stieg bedeutend. Die Größe des Ladens vom Gemeindehaus war jedoch beschränkt, die Probleme der Lagerung wuchsen. Für die Besucher des Lesesaals abonnierte die Bibliothek 25 Zeitschriften. Doch der Lesedienst konnte nur periodisch tätig sein, da die Heizung nicht gesichert werden konnte. Der Lesesaal war also in den Wintermonaten gesperrt. Wegen dieser Mängel versuchte man in Bonyhád die Einwohner mit Hilfe einer Filiale vor Ort zum Lesen anzuspornen. In der LPG Dózsa, im Erziehungsheim Attila József, im Krankenhaus sowie im Altenheim organisierte man den Ausleihdienst für kürzere und längere Dauer.
Unter den regelmäßigen und periodischen Programmen sollen hier nur einige hervorgehoben werden:
- Fest des Buches (1953-)
- Lesebewegung Attila József (1955)
- Kreis der Buchfreunde (1958)
- Bewegung für ein Lesendes Volk (1968)
Infolge der erfolgreichen Arbeit wurde der Bezirksbibliothek Bonyhád (A Bonyhádi Járási Könyvtár) anlässlich ihrer 20-, bzw. 25-jährigen Bestehung zuerst auf regionaler, später auf Landesebene die Anerkennung „Kiváló Könyvtár“ (Herausragende Bibliothek) verliehen.
Das Herrenhaus in der Perczel Mór utca 50. ließ Béla III. Perczel (1862-1929) erbauen. Als promovierter Jurist leitete er 20 Jahre hindurch die Hardesvogtei. Nach seiner Heirat (1896) verleitete ihn der Reichtum seiner Frau dazu, aus diesem Amt zurückzutreten und als Unternehmer weiter zu arbeiten. Fünf Jahre lang wirtschaftete er in Tab als Großgrundbesitzer. 1908 zog er nach Bonyhád zurück, kaufte sich hier Grund und Boden und startete ein Jahr später seine Fabrik zur Herstellung von Dominosteinen und Emailleschildern und ließ auch ein Herrenhaus erbauen. In den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts machte sein Sohn, József Mihály Perczel, den Betrieb mit der Geschirrherstellung in ganz Ungarn bekannt. Nach der Verstaatlichung der Fabrik (1948) überging auch das Herrenhaus in staatlichen Besitz. Das Gebäude wurde anfangs als Übergangsmagazin verwendet, später nutzte man es zehn Jahre hindurch als staatliches Erziehungsheim (namens Attila József). Als man dieses nach Nagymányok/Großmanok übersiedelte, wurde das Perczel-Schloss (wie es die Einwohner nannten) zur Hochburg von Bildung und Kultur. 1968 waren in den Gemäuern drei Institutionen tätig: das Bezirkskulturhaus, die Musikschule und die Bezirksbibliothek. Die Kinderabteilung (gyermekkönyvtári részleget) wurde 1968 eingerichtet, wo regelmäßig Dia-Vorführungen, Märchenstunden und Puppenaufführungen für die Kleinsten organisiert wurden. Für Erwachsene veranstaltete man regelmäßig Schriftsteller-Leser-Treffen.
In den 70-er und 80-er Jahren waren u. a. folgende Dichter und Schriftsteller zu Gast hier: Ferenc Baranyi, Ágnes Bálint, Klára Bihari, Sándor Csoóri, János Földeák, Béla Horgas, Ferenc Jankovics, István Kormos, László Nagy, László Oláh, Géza Páskándi, Magda Szabó, Áron Tamási, József Tornai, Tibor Tüskés.
Das Zusammenleben der drei kulturellen Einrichtungen dauerte 15 Jahre. 1980 konnte das Kultur- und Jugendzentrum endlich in sein neues Zuhause einziehen, auch die Musikschule bekam eine entsprechende Bleibe im ersten Stock des alten Gemeindehauses. So konnte das gesamte Perczel-Schloss als Bibliothek eingerichtet werden, die seit 1977 als Städtische Bibliothek (Városi Könyvtár) tätig war bzw. ist. Die Stadt ließ zwischen 1983-86 das Gebäude renovieren. Die Innenarbeiten wurden nach den Plänen des Bibliothek-Architekten László Urbán aus Budapest ausgeführt. Die Galerie im Großen Saal ist aus ästhetischen Gründen ein Volltreffer, aber durch sie gibt es auch mehr Platz. Es war aus mit den Lagerungsschwierigkeiten der Bibliothek: Der Bücherbestand, bestehend aus 50.000 Bändern, fand zum Großteil auf freien Regalen seinen Platz. Es konnten ein selbstständiger Lesesaal für Kinder sowie ein Musikraum eingerichtet werden.
Am 21. September 2001 wurde das ethnographische Forschungszimmer feierlich übergeben. Gleichzeitig nahm die Bibliothek auch den Namen von Imre Solymár auf (Solymár Imre Városi Könyvtár).
Quelle: Kolta László: A bonyhádi Solymár Imre járási-városi könyvtár 1953-2002
Die städtische und Bezirksbibliothek Imre Solymár in Bonnhard 1953-2002